Grizzlybären sehen sich durch Änderungen der klimatischen Bedingungen gezwungen, ihre Essgewohnheiten zu ändern. Sie ziehen nun Holunderbeeren dem Lachs vor. Warme Temperaturen haben zur Folge, dass Beerenfrüchte früher reifen als in der Vergangenheit. Gleichzeitig sind die Süßwasserflüsse auf der Insel Kodiak in Alaska übervoll mit Rotlachs.

Die dort lebenden Grizzlybären fraßen früher im Frühsommer Lachs und Ende August und im September dann Holunderbeeren.

"Was wir haben, ist ein chaotischer Zeitplan", sagte Biologe William Deacy, der an der amerikanischen Oregon State University arbeitet.

„Es ist so, als ob Frühstück und Mittagsessen gleichzeitig serviert werden, dann gibt es nichts mehr zum Abendbrot. Man muss wählen, zwischen Frühstück und Mittagessen, denn man kann nur so viel auf einmal essen, wie in den Magen passt", meinte der Biologe.

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge waren in dem extrem warmen Sommer 2014 an den Flüssen keine Spuren von Grizzlybären zu finden. Üblicherweise fressen sie zu dieser Zeit über 75 Prozent Lachs.

Stattdessen gingen sie zum Beeren fressen in hügeligere Regionen. Da Beerenfrüchte weniger Eiweiß enthalten und dementsprechend weniger Energie für die Verdauung benötigen, nehmen die Grizzlybären schnell zu. Biologe warnen, das außerordentliche Verhalten von Grizzlybären spiegle die Folgen der globalen Erwärmung, die sich eventuell auf das ganze Ökosystem auswirken könnten.

Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Wälder rund um die Flüsse dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Denn der Boden wurde nicht mehr mit Fischgräten, den Essensrest der Grizzlybären, angereichert werden.

Die Nahrungsumstellung der Grizzlybären von Lachs auf Beerenfrüchte führte nicht nur zum Abbruch der ökologischen Kette, die das Ökosystem im Gleichgewicht hält, sondern auch zu einer hohen Sterblichkeitsrate von Lachs, so die Wissenschaftler.

Durchschnittlich reifen die roten Beerenfrüchte alle zehn Jahre zwei-ein¬halb Tage früher. Sollte sich dieses Verhaltensmuster fortsetzen, werden sich die Reifzeiten von Lachs und Holunderbeeren bis 2070 regelmäßig überschneiden.