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Eine haarige Angelegenheit
  2017-09-19 10:00:35  cri

 

Auch wenn die Temperaturen noch vergleichsweise hoch sind – auch in China wird es unübersehbar Herbst. Und mit dem Herbst kommt Bewegung in die Supermärkte. Zumindest in die großen Holzfässer, die aussehen, als wären sie der schweizerischen Bergbauernmilchwerbung entsprungen. In diesen Fässern versuchen sich chinesische Wollhandkrabben ein letztes Mal die Beine zu vertreten, bevor sie im Kochtopf landen. Sofern man diese ihnen nicht schon zusammengeschnürt hat. Dann liegt das bedauernswerte, kleine Bündel haarige Krabbe mit traurigen Augen auf attraktiven Präsentationstischen am Eingang großer Supermärkte.

Herbstzeit ist Krabbenzeit. Das Fleisch der Wollhandkrabbe gilt als Delikatesse in Shanghai und Ostchina. Das handballengroße Krustentier kommt nur während des neunten und zehnten Monats des chinesischen lunaren Kalenders auf den Tisch.

Krabbenfleisch wird in der chinesischen Medizin als „kalt" klassifiziert und darf auf keinen Fall mit anderen kalten Speisen wie Lotus oder Bambus zusammen gegessen werden. Die Krabben werden im Ganzen gekocht und müssen dann aufgebrochen werden. Das Fleisch der Scheren ist am zartesten, die Innereien sollen besser auf dem Teller liegenbleiben.

Die chinesische Wollhandkrabbe ist ein bemerkenswertes Tier. Nicht nur wegen ihrer haarigen Beine. Die Tiere können unter widrigsten Umständen und in stark verschmutzten Gewässern überleben. Allerdings reichern sich in ihrem Fleisch auch gerne Schwermetalle an, die das Tier für den Verbraucher zur bittersüßen Sünde machen. Außerdem setzt die starke Nachfrage den Beständen in der Natur, vor allem im Yangtze, arg zu. Aquakulturen und gezielte Aufzucht sollen hier Abhilfe schaffen.

In Deutschland sieht man die haarige Krabbe gar nicht gerne. In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts versuchten einige Exemplare nämlich den chinesischen Kochtöpfen zu entgehen und setzten sich über verschlungene Pfade nach Mitteleuropa ab. Da gefiel es ihnen gut. Sehr gut sogar. Nur leider zerschneiden die Krabben mit ihren Scheren Fischernetze und verletzen einheimische Fische, die vielleicht mal frech schauen wollen, wie haarig die Neuankömmlinge tatsächlich sind. Außerdem graben sie Löcher in den Untergrund und beschädigen Dämme. Nein, die Wollhandkrabbe hat sich in Deutschland und seinen Anrainerstaaten keine Freunde gemacht. Tja, und so kommt es nun, wie es kommen muss. Für die Krabbe geht es Retour. Chinas Bedarf ist groß, und warum sollte der nicht mit Hilfe des Auslands gedeckt werden. Aber ob sich die Krabbe das so vorgestellt hatte…?

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