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Weiche Schale, gruseliger Kern: Marvel-Film Venom überzeugt
  2018-11-15 14:48:33  cri

 

Venom ist einer der Antihelden im Spiderman-Universum,ein im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtiger Charakter, der munter durch die Comics wütet. Seit 2007 gibt es den Plan, der Figur einen eigenen Kinofilm zu widmen. Nun ist es endlich gelungen und das Ergebnis überzeugt nicht nur visuell, sondern ist dank dem Hauptdarsteller Tom Hardy auch abwechslungsreich und voller trockenem Humor. In China hat Venom innerhalb von sechs Tagen schon 123 Millionen Euro eingespielt und damit bereits den hier ebenfalls sehr erfolgreichen Black Panther hinter sich gelassen. Ob der Film noch an die „Avengers: Infinity War" herankommt, die sensationelle 319 Millionen Euro einspielten, ist allerdings fraglich. Jedenfalls mögen Chinesen gut gemachte Superhelden-Filme genauso gerne wie Deutsche.

Venom lohnt sich. Ohne zu viel zu verraten, hier ein paar Informationen zur Geschichte: Ein Raumschiff der Life Foundation mit vier außerirdischen Symbionten an Bord stürzt im malaysischen Regenwald ab. Nur die Symbionten überleben den Absturz und alle gelangen, einer auch über einen Wirt, zum Hauptsitz der Life Foundation in die USA.

Eddie Brock (Tom Hardy) ist ein Journalist mit eigener Sendung, dem Eddie-Brock-Report. Er ist mit der Rechtsanwältin Anne Weying (Michelle Williams) verlobt. Als Brock Dr. Carlton Drake, den Gründer und Chef der Life Foundation, interviewen soll, stellt sich bald heraus, dass auch seine Verlobte irgendwie mit der mysteriösen Foundation zu tun hat.

Eddie sieht im Kellerlabor der Life Foundation das Gerücht bestätigt, dass diese Menschenversuche an Obdachlosen durchführt. Eine Obdachlose namens Donna kennt der Journalist. Als er sie freilässt, wird einer der Symbionten auf ihn übertragen und überdies der Alarm ausgelöst. Eddie muss vor den Sicherheitskräften fliehen, was ihm dank seines neuen „Mitbewohners" gelingt.

In den Comics ist Brock ein ambivalenter, ja abgründiger Charakter, der von dem Eindringling in seinem Körper dazu gezwungen wird, manchmal schlimme Dinge zu tun. Im Kinofilm dominiert das Superhafte der Figur, deren dunkle Seite erschließt sich dem Zuschauer auch selbst dann nicht, wenn buchstäblich die Fetzen fliegen. Denn, wer stirbt, scheint es auch verdient zu haben. Ähnlich wie in dem australischen Film „Upgrade" mit Logan Marshall-Green, wo es um die Folgen eines Chip-Implantats geht und der noch blutiger ist, scheinen hier zunächst die Vorteile im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen.

Der Eindringling, bei dem nicht immer ganz klar ist, ob es sich um einen Symbionten oder einen Parasiten handelt, und der sich selbst Venom nennt, übernimmt in passenden wie unpassenden Momenten immer wieder die Kontrolle über Eddie. Hinter Brock ist bald die halbe Life Foundation her. Diese wollen den Außerirdischen haben, den auch Eddie loswerden will. Venom will aber bleiben. Die verbalen und nonverbalen Gefechte, die sich Eddie mit seinem Schutzengel bzw. gewalttätigem Teufelchen liefert, sind echt lustig. Tom Hardy läuft im Kampf um den eigenen Körper zur Höchstform auf. Seine körperliche Komik erinnert dabei manchmal an Jerry Lewis.

Regisseur Ruben Fleischer mixt grandios Situationskomik mit Ekelszenen und Actionsequenzen. Die gezeigten krassen Brutalitäten sollte man als Zuschauer aber aushalten können. Der chinesische Internetnutzer „Steven" kommentierte: „Es sieht sehr ekelhaft aus." Und die Nutzerin mit dem fantasievollen Namen „Sing die andere Melodie Hele" meinte: „Nun, es ist ziemlich aufregend und ekelhaft. Ich sollte es mir nicht ansehen, wenn ich Hunger habe." Nutzer „DD Hirse" spricht dagegen von gefälligem Popcorn-Kino.

Am Ende kann es auch nur zu einem recht eindeutigen Kampf von Gut gegen Böse kommen, weil Venom nicht abgründig genug gezeichnet ist. Hier hätten sich die vier Drehbuchautoren und der Regisseur genauer an die Venom-Comicvorlagen „Tödlicher Beschützer" und „Planet der Symbionten" aus den 1990er Jahren halten sollen. Bösewicht Dr. Carlton Drake bleibt leider etwas blass. Dabei braucht das Marvel-Kino-Universum doch so dringend überzeugende Widerlinge.

Tom Hardy, der selbst in schlechten Filmen nie schlecht spielt, überzeugt in Venom auf ganzer Linie. Und auch, wenn der Film mehr unter die Blockbuster- als in die gehobene Monster-Kategorie fällt, bleibt er ein Genuss. Er ist mehr als Popcorn-Kino, aber weniger als zum Beispiel der erste „Alien"-Film. Und chinesische Kommentatoren wie „Ein fliegender Kaktus" sprechen sogar von einem „Meisterwerk".

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