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Kinos in China und Deutschland setzen auf Innovationen
  2019-06-13 14:32:52  cri

Auf den Kinoleinwänden sind US-amerikanische Produktionen immer noch die Nummer eins. Das stellte der Superheldenfilm „Avengers: Endgame" gerade unter Beweis, der bislang weltweit mehr als 2,4 Milliarden Euro einspielte, davon allein 535 Millionen Euro in China. Aber China holt auf und hat bei der „Hardware" Amerika schon überholt: Denn die meisten Kinoleinwände gibt es inzwischen in der Volksrepublik.

Schon 2016 hatte China mit gut 41.000 Kinosälen die Spitzenposition im weltweiten Ranking inne, im Jahr 2018 waren es schon mehr als 60.000. Statistisch betrachtet kommen jeden Tag etwa 27 neue Leinwände im Reich der Mitte dazu.

Die Zahl der Kinosäle hatte sich in China von 2007 bis 2014 fast versiebenfacht, von gut 3.500 auf fast 24.000. In dem bereits relativ gesättigten Kino-Land USA dagegen stieg die Zahl der Leinwände von 1987 bis 2018 nur von etwa 23.000 auf 41.000 und erhöhte sich damit gerade einmal um 80 Prozent.

In Deutschland gab es im Jahr 2018 laut der Filmförderungsanstalt rund 4.850 Kinoleinwände. Die Zahl der Kinosäle stieg nach einem deutlichen Rückgang seit 2014 wieder an. Die Zahl der Kinos jedoch, sinkt seit 2002.

Setzt man die Zahl der Leinwände zur Einwohnerzahl ins Verhältnis, sind die USA noch am besten ausgestattet. Dort kommen auf 100.000 Einwohner mehr als zwölf Leinwände, in Deutschland sind es knapp sechs und in China gut vier.

In China ist das Wachstumspotential bei den Lichtspielhäusern also noch am größten. Aber eine verlässliche Prognose über die Zukunft des Kinos ist heute für kein Land möglich. Denn es gibt eine enorme Konkurrenz durch Hightech-Heimkinos in Verbindung mit Videostreamingdiensten wie Netflix oder Youku, einem der chinesischen Pendants.

Zuhause, bequem auf dem Sofa liegend, Kino-Blockbuster oder fast ebenso aufwendige Eigenproduktionen der Streamingdienste zu schauen, ist schon verlockend. Viele dieser Filme werden heute in 4K-Auflösung, mit mehr Farbraum und Kontrastumfang (HDR) sowie 3D-Sound angeboten. Wenn dann die Ausstattung des Heimkinos noch mitspielt, hat man daheim eine bessere Bild- und Tonqualität als in einem Standard-Kino.

Aber die Kinobranche gibt sich natürlich nicht so leicht geschlagen und setzt auch auf Qualität und Wohlfühlservice. Und mit den riesigen Kinoleinwänden kann kein Heimkino mithalten.

In München wurde dieses Jahr der erste deutsche „Dolby Cinema"-Kinosaal mit besonderer Ausstattung eingeweiht.

Mit sogenannten „Premium Large Format"-Sälen (PLF) wollen die Kinobetreiber auch auftrumpfen. 2018 wurden weltweit etwa 3370 PLF-Leinwände gezählt.

Die sehr großen, vom Boden bis zur Decke reichenden Leinwände sind ebenso spektakulär wie die dazugehörigen Surround-Sound-Systeme. Die Kinosessel sind in solchen Sälen auch bequemer und es gibt noch weitere Extras, wie Kellner und Essen auf Restaurantniveau. Bei einem Dolby Cinema werden die Besucher über einen kleinen Umweg in den Kinosaal geleitet. Durch einen an die Passagen-Wand projizierten Clip werden sie schon auf den jeweiligen Film eingestimmt.

IMAX – bei PLF-Weltmarktführer – will bis 2020 in Leonberg bei Stuttgart die größte Leinwand der Welt installieren.

Die chinesische Firma CGS ist bei PLF sogar die Nummer zwei auf dem Weltmarkt und vor allem in China sehr stark. Weitere Mitstreiter sind „Sony Digital Cinema", das mit dem „Galaxy Theatre" in Las Vegas sein erstes Edelkino eröffnete, und THX unter dem Label „THX Ultimate Cinema". THX arbeitet dabei mit der chinesischen Firma CGS zusammen.

Für IMAX wird der chinesische Markt immer wichtiger. Er ist mit einem Anteil von fast einem Drittel inzwischen nach den USA der zweitgrößte. Und die Einspielergebnisse wachsen weiter.

Die chinesische Kino-Betreiber-Gruppe Wanda eröffnet auch mit Dolby zusammen immer mehr High-End-Kinos, ein Duzend davon alleine in Beijing.

In den Großkinos werden meistens die Filme noch auf die Leinwände projiziert, wobei eine Doppel-Laser-Installation Standard ist. Nur so kann eine ausreichende Helligkeit auf den großen Flächen garantiert werden.

Doch inzwischen gibt es neben den klassischen Leinwänden auch LED-Bildwände. In Deutschland hat Samsung zwei gut zehn Meter breite und fünf Meter hohe LED-Kinowände des „Onyx"-Systems mit 4K-Auflösung installiert. In Beijing verfügt seit Ende vergangenen Jahres ein Kino sogar über eine 14 Meter breite „Onyx"-Wand. Womöglich gibt es also die LED-Technik bald auch im extragroßen PLF-Format.

Die Konkurrenz durch Videostreamingdienste und hochwertige Heimkinos hat offenbar das Geschäft so weit belebt, dass uns die großen Kinosäle noch lange erhalten bleiben. Natürlich haben die technischen Innovationen ihren Preis, der wohl auf die Kinokarten und andere Produkte draufgeschlagen wird. Die Erfahrung mit extrem gestiegenen Konzertkartenpreisen hat jedoch gezeigt, dass sehr vielen Menschen ein besonderes Erlebnis auch etwas wert ist.

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