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Interkulturelle Kompetenz: Schenken in China will gelernt sein
  2019-06-25 14:51:05  CRI

 

Deutsche Unternehmer machen besonders gerne mit chinesischen Unternehmern Geschäfte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 2000 Führungskräften deutscher Mittelständler, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Commerzbank durchgeführt und kürzlich veröffentlicht hat. 30 Prozent der Befragten schätzen die wirtschaftspolitischen Bedingungen in China als gut oder sehr gut ein. Nur noch Frankreich schneidet mit einem Wert von 39 Prozent besser ab. Westliche Handelspartner wie die USA oder Großbritannien werden dagegen mit 17 bzw. 8 Prozent als weit weniger verlässlich eingestuft.

Das große Interesse an China hat natürlich Folgen für deutsche Unternehmen. Da es immer mehr chinesische Mitarbeiter in Deutschland oder auch deutsche Mitarbeiter in China sowie vielfältige Kontakte auf Geschäftsreisen gibt, ist interkulturelle Kompetenz heute gefragter denn je.

Wer denkt, dass man zumindest beim Schenken nicht viel falsch machen kann, irrt gewaltig. Nun, Schuhe wird kaum jemand verschenken, es sei denn er arbeitet für einen Schuhhersteller. Aber Schuhe sind tatsächlich ein No-Go! Uhren, Messer, Regenschirme, Spiegel, schwarze oder weiße Produkte, Schnittblumen und Birnen sind auch ungeeignet. Und einen grünen Hut oder eine grüne Mütze zu verschenken ist im höchsten Maße peinlich.

Schuhe sind kein gutes Geschenk, weil das chinesische Wort 鞋 xié genauso klingt wie das Wort für Pech oder das Böse 邪 xié. Und die Tatsache, dass man auf Schuhe auch noch tritt, macht es nicht gerade besser.

Uhren werden ebenfalls durch eine phonetische Uneindeutigkeit zu sehr schlechten Pech bringenden Geschenken. Eine Uhr zu schenken bzw. zu geben (送鐘) wird auf Chinesisch sòng zhōng ausgesprochen und damit genauso wie die „Teilnahme an einer Begräbniszeremonie" (送終). Und Uhren, besonders Wanduhren, zeigen auch noch das Verstreichen der Zeit an. Also keine Uhr verschenken, auch keine noch so schöne Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald. Allerdings fiele vielleicht eine Rolex-Uhr nicht unter dieses Tabu.

Messer und scharfe Gegenstände können schneiden, trennen. Sie sind also ein denkbar schlechtes Symbol für eine Geschäftsfreundschaft. Ein schickes Schweizer Taschenmesser könnte allerdings eine Ausnahme sein, genau wie das Millionen Euro teure Samurai-Schwert.

Da das chinesische Wort für „Regenschirm" (傘sǎn) sehr ähnlich wie das Wort für „Aufbrechen" (散 sàn) ausgesprochen wird, signalisiert ein entsprechendes Geschenk Aufbruch oder das Abrechen einer Beziehung.

Auch, wenn man mit einem Spiegel erkennen kann, ob jemand ein Vampir ist, also kein Spiegelbild hat, sollte man einem Chinesen keinen schenken. Denn deren Aberglauben geht eher in die Richtung, dass ein Spiegel böse Geister anziehen kann. Zudem kann sich darin der Geist schlechter Wesen, die dort einst reinschauten, befinden. Und Spiegel können leicht zerbrechen, was in China ebenso schlecht ist wie in Deutschland.

Schwarze oder weiße Gegenstände oder Kleidungen in diesen Farben werden in China sehr oft bei Beerdigungen verwendet, deshalb sollte man Geschenke vermeiden, die hauptsächlich schwarz bzw. weiß oder so verpackt sind. Rot kommt dagegen immer gut an. Diese Farbe steht in China für eine festliche und glückliche Stimmung.

Schnittblumen gelten als Geschenke für Beerdigungen und sollten zu anderen Anlässen nicht verschenkt werden.

Obst wird in China gerne geschenkt, aber bitte keine Birnen schenken! Das chinesische Wort für „Birne" (梨 lí) klingt nämlich genauso wie das Wort „Verlassen" oder „Teilen" (離lí) und steht also damit für Trennung. Deshalb lieber mit einem Chinesen gut Kirschen essen als Birnen.

Die Nummer eins auf der Liste der verbotenen Geschenke sind grüne Mützen oder Hüte, auch wenn es sich um den schönsten Trachten-Hut handelt. Grüne Kopfbedeckungen sind in China das Symbol für den gehörnten, also betrogenen Ehemann oder Freund.

Was sind nun aber gute Geschenke? Das gute Geschenk passt zu dem Beschenkten und erfreut diesen. Das ist wohl überall auf der Welt gleich. Also gilt es Hobbies und Vorlieben herauszufinden. Männliche Geschäftspartner aus Fernost schätzen oft edle Tropfen. Bei lokalen Spezialitäten sollte man vorsichtig sein. Denn zum Beispiel Aachener Printen, die schon vielen Deutschen nicht schmecken, werden vielleicht beim chinesischen Gaumen noch weniger ankommen. Ein praktisches Geschenk zu einem bestimmten Anlass, wie etwa Haushaltsartikel zum Wohnungseinzug in Deutschland, kommt meist an.

Kinder freuen sich über deutsche Süßigkeiten, deutsches Spielzeug oder einen roten Umschlag mit etwas zusätzlichem Taschengeld sicherlich noch mehr als über Schulbedarf. Es kann hier aber nicht schaden, die Eltern vorher zu fragen.

Chinesische Senioren freuen sich riesig über Gesundheitsartikel und natürlich besonders über welche „Made in Germany".

Einmal abgesehen von den Aachener Printen kann grundsätzlich der Schenker mit einem Bezug zum Herkunftsland bzw. zur Heimatstadt punkten. Ein Mercedes aus Stuttgart kommt sicherlich gut an, auch wenn es nur ein maßstabsgetreues Modell ist.

Die Geschenke sollten hochwertig sein und dem Rang des Beschenkten entsprechen. Der Präsident sollte mehr bekommen als ein normaler Mitarbeiter.

Ganz wichtig ist auch ein ausgeglichenes Geschenkekonto. Das Gegengeschenk muss immer in etwa dem Wert des Geschenks entsprechen, sonst brüskiert man den chinesischen Geschäftspartner, der sein Gesicht verlieren kann.

Es ist klug und auch eine nette Geste, die sehr gut ankommt, wenn man die Geschenke der chinesischen Seite besonders präsentiert, zum Beispiel in einer Vitrine im Foyer des Unternehmens. Persönliche Geschenke wie Stifte oder Hemden zu benutzen und zu tragen, drückt auch eine besondere Wertschätzung aus.

Aber keine Angst, wenn Sie doch einmal etwas falsch machen sollten, wird der chinesische Geschäftspartner nicht gleich die Geschäftsbeziehungen abbrechen, sondern darüber hinwegsehen oder sie mit einem Lächeln darauf hinweisen.

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